Die selbsternannte Fortschrittskoalition hat die ökologische Transformation verspielt und ist zerbrochen. Tiefenverspannungen, Ängste und Unsicherheiten entladen sich in aufgeregten Debatten entlang von Triggerpunkten und moralischen Paniken. Während die Linke in der Krise ist, geht die reaktionäre (Re-) Mobilisierung weit über die radikale Rechte hinaus. Von CDU/CSU bis hin zu weiten Teilen der Medien wird das Ressentiment zur Produktivkraft der Politik insgesamt. Ist die Entwicklung nach rechts noch aufzuhalten? Ist die Klimakatastrophe noch abzuwenden? Wächst die Ungleichheit unaufhaltsam weiter? Und steht uns ein verschärfter autoritärer Neoliberalismus oder gar eine Faschisierung mit permanenter Aufrüstung ohne soziale Konzessionen bevor? Wir sind mittenin einer Neusortierung des Parteiensystems, in dem sich Die Linke ihre Funktion neu erkämpfen muss oder unterzugehen droht.


Unter Kipppunkt verstehen wir nicht wie in der Klimatologie einen Punkt der dauerhaften Unumkehrbarkeit, sondern einen Punkt, der gesellschaftliche Entwicklungen zumindest kurzund mittelfristig unumkehrbar macht und die Optionen linker und progressiver Entwicklungen schon jetzt entscheidend einschränkt. 


DEUTSCHLAND AM KIPPPUNKT schließt mit Analysen zur Situation der Zeit an die Debatten unseres Heftes 2/2023 »Zeit der Monster« an. Denn dem Horror des »Pessimismus des Verstandes« (Gramsci) analytisch nachzugehen, die veränderten Verhältnisse zu begreifen, heißt, ihnen weniger ausgeliefert zu sein und dem »Optimismus des Willens« einen festen Grund zu bereiten. Die Verhältnisse bleiben in Bewegung – Hoffnung kann in neuen gesellschaftlichen Kämpfen und mit einer erneuerten Linken entstehen. 


Im Dezember erscheint unser neues Heft. Es kann hier in Kürze kostenfrei bestellt werden.