Auf dem Weg von Los Angeles nach Las Vegas, rund 20 Minuten vor der Bundesstaatsgrenze entfernt, führt eine Highway-Ausfahrt zu einer zweispurigen Asphaltstraße namens Cima Road. Sie ist das unscheinbare Tor zu einem der magischsten Wälder Nordamerikas: Unendliche Meilen von uralten Josuabäumen bedecken ein Feld kleiner Vulkane aus dem Pleistozän, das als Cima Dome bekannt ist. Diese Könige des Waldes sind 45 Fuß (ca. 14 Meter) hoch und 1 000 Jahre alt. Mitte August verbrannten schätzungsweise 1,3 Millionen dieser beeindruckenden Riesen-Yuccas in den durch Blitzschlag verursachten Bränden.  

Es ist nicht das erste Mal, dass die östliche Mojave-Wüste brennt; ein Großbrand im Jahr 2005 versengte 1 Million Hektar Wüste, verschonte aber den Cima Dome, das Herz des Waldes. Wüstenpflanzen sind im Gegensatz zu kalifornischen Eichen und Chaparral nicht an Feuer angepasst, somit bleibt ihre Regeneration eine offene Frage. Die Ausbreitung eines standortfremden Horstgrases, bekannt als Red Brome (Mittelmeer-Trespe), hat in den Josuawäldern ein entzündbares Unterholz geschaffen und die Mojave-Wüste in eine Feuerökologie verwandelt. Die invasive Dach-Trespe spielt im Great Basin seit Jahrzehnten diese Rolle. Häufigere Brände werden die Vegetationsveränderung beschleunigen und letztlich die Existenz der Bäume bedrohen.

Unsere brennenden Wüsten sind der regionale Ausdruck eines globalen Trends. Eine Welt, die durch den Klimawandel in Brand gesteckt wurde, hat eine gefährliche Veränderung der Pflanzenökologie und damit der Tierpopulationen ausgelöst, von der Arktis bis Patagonien, von Montana bis zur Mongolei. Kalifornien ist ein paradigmatisches Beispiel für einen solchen Teufelskreis, in dem extreme Hitze zu extremen Bränden führt, die eine natürliche Verjüngung verhindern und die Umwandlung ikonischer Landschaften in ödes Grasland und baumlose Berghänge beschleunigen.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts konzentrierten sich Wasserwirtschaft und Brandschutzbehörden in erster Linie auf die Bedrohung durch mehrjährige Dürreperioden, die durch verstärkte La-Niña-Episoden und hartnäckig anhaltende Hitzeglocken verursacht werden – beides kann auf anthropogene Erwärmung zurückgeführt werden.

Ihre schlimmsten Befürchtungen erfüllten sich in der großen Dürre des letzten Jahrzehnts, der größten in vielleicht 500 Jahren, der Millionen von Eichen und Kiefern zum Opfer fielen, die dann wiederum den Brennstoff für die Feuerstürme in den Jahren 2018 und 2019 lieferten.

Diese jüngsten Katastrophen haben die Wissenschaftler*innen veranlasst, darin ein neues Phänomen – die „heiße Dürre“– zu erkennen. Selbst in den Jahren mit für das 20. Jahrhundert durchschnittlichen Regenmengen führt die extreme Sommerhitze – unsere neue Normalität – zu massiven Wasserverlusten durch Verdunstung in Reservoiren und Pflanzengemeinschaften. Ein nasser Winter und ein früher Frühling mögen uns mit extravaganten Blütenpflanzen faszinieren, aber sie produzieren auch Rekordmengen von Gräsern und Unkraut, die dann in unseren Ofensommern gebacken werden, um bei der Rückkehr der Teufelswinde zu Zunder zu werden.

Die Bebauung von Gebieten mit hoher und extremer Brandgefahr, in denen in den letzten zwanzig Jahren ein Großteil der neuen Wohnungen im Bundesstaat Kalifornien errichtet wurde, hat ebenfalls die botanische Gegenrevolution befördert. Die Ausdünnung der Wälder und die Rodung von Chaparral-Vegetation öffnet neue Flächen für feuergefährliche Schwarze Senfe und Trespen. Unkraut plus abgestorbene oder dürregestresste Bäume ist die Kurzformel für Megafeuer.

Die mediterrane Vegetation (Kalifornien westlich der Sierras und südlich von Klamaths) hat sich mit dem Feuer entwickelt, denn in der Tat benötigen Eichen und die meisten Chaparral-Pflanzen episodische Feuer, um sich fortzupflanzen. Aber diese regelmäßigen extremen Brände in Griechenland, Spanien, Australien und Kalifornien setzen nun die holozänen Anpassungen außer Kraft und führen zu irreversiblen Veränderungen in den Ökosystemen. Das einzige wirkliche Hindernis für künftige Flächenbrände ist die verfügbare Brennstoffmasse. So werden künftig mehr Regionen der Malibu-Küste ähneln, wo das Feuer alle zehn bis zwanzig Jahre im gleichen Gebiet wütet, was damit zusammen hängt, dass das ortstypische Küstengebüsch etwa 8 bis 12 Jahren zum Nachwachsen braucht.

In den späten 1940er Jahren wurden die Ruinen von Berlin zu einem Laboratorium, in dem Naturwissenschaftler*innen die Pflanzennachfolge nach drei Jahren andauernder Brandbombenangriffe untersuchten. Man ging davon aus, dass sich die ursprüngliche Vegetation der regionalen Eichenwälder und Sträucher bald wieder etablieren würde. Zu ihrem Entsetzen war dies nicht der Fall. Stattdessen etablierten sich als die neuen Dominanten exotische Neophyten, von denen die meisten standortfremd waren.

Die Botaniker*innen setzten ihre Studien fort, bis die letzten Bombenplätze in den 1980er Jahren geräumt wurden. Das Fortbestehen dieser Todeszonen-Vegetation und das Versagen der Pflanzen der heimischen Wälder, sich wieder zu etablieren, löste eine Debatte über „Natur II“ aus. Man ging davon aus, dass die extreme Hitze der Brandsätze und die Pulverisierung der Ziegelbauten einen neuen Bodentyp geschaffen hatten, der zur Besiedlung durch Pflanzen wie den „Götterbaum“ (Ailanthus) einlud, der sich auf den Moränen der pleistozänen Eisschilde entwickelt hatte. Ein Atomkrieg, so warnten sie damals, könnte diese Bedingungen in großem Maßstab reproduzieren.

Brände im Anthropozän sind zum physischen Äquivalent eines Atomkrieges geworden. Nach den Black-Saturday-Bränden im Bundesstaat Victoria Anfang 2009 berechneten australische Wissenschaftler*innen, dass die freigesetzte Energie der Explosion von 1 500 Hiroshima-Bomben entsprach – selbstverständlich ohne die entsprechende Radioaktivität. Die gegenwärtigen Feuerstürme in den Pazifikstaaten sind um ein Vielfaches größer, und wir können ihre Zerstörungskraft mit der Megatonnage von Hunderten von Wasserstoffbomben vergleichen.

Eine neue, zutiefst unheimliche Natur erwächst rasch aus den Trümmern des Feuers auf Kosten von Landschaften, die wir einst als heilig betrachteten. Unsere Vorstellungskraft kann kaum die Geschwindigkeit oder das Ausmaß der Katastrophe erfassen. “Gone, California, gone.“

Dieser Beitrag erschien im Englischen auf der Website des New York Office der Rosa-Luxemburg-Stiftung.