großtechnische Projekte wie Desertec, riesige
offshore-Windparks, monopolisierte transkontinentale Supergrid-Netze für den großräumigen Stromexport und – die Atomkraft; wenn nicht hierzulande, dann als Exportgut in die aufstrebenden kapitalistischen Zentren China, Indien oder Brasilien.
Einigkeit besteht bei Linken über die Notwendigkeit eines "Energiesystemwechsels" (Herrmann Scheer). Umstritten sind die Schritte dorthin, nicht zuletzt
innerhalb linker Bewegungen: wie können soziale und ökologische Politiken zusammengebracht werden? Die Frage stellt sich in Lateinamerika wie in Brandenburg – je unterschiedlich. Der Extraktivismus verspricht im globalen Süden Wohlstandsgewinne und ermöglicht im globalen Norden die Fortführung einer konsumistischen Lebensweise – beide haben zerstörerische ökologische Folgen. Energiekämpfe sind auch Kämpfe ums Ganze.
Was sind gerecht Übergänge, die auch für die von der Klima- und Energiekrise am stärksten Betroffenen wie für die vom Umbau bedrohten Beschäftigten, Gemeinden und Länder eine Perspektive bieten (vgl.
Luxemburg 1/2011)? Welche Begriffe können diese fassen, um welche Konzepte können sie sich organisieren?
"Energiekämpfe" von unten setzen bei denen an, die nicht gefragt wurden, aber allerorten die Kosten der Energiewende tragen. Meist sind die Widerstände lokal, partikular, kaum vernetzt, die Bedingungen und worum gekämpft wird, oft kaum vergleichbar: gegen Ölkonzerne in Nigeria, den Bau des weltweit größten Atomkraftwerkes in Südindien, das Abtragen ganzer Dörfer durch Staudammprojekte oder – anders – den Braunkohleabbau; auch gegen die "Verspargelung der Landschaft" mit Windrädern und Gasverpressung in Brandenburg. Lassen sich die Widerstände verbinden, nicht nur äußerlich, sondern als Teil eines gemeinsamen, auf (soziale) Demokratisierung gerichteten Kampfes verstehen?
Inhalt
Editorial
Tadzio Müller Von Energiekämpfen, Energiewenden und Energiedemokratie
Fossiles
Michael T. Klare 30-jähriger Krieg? Geopolitik und Energie
Marcel Hänggi Powerlinks: Megaprojekte vs. demokratische Dezentralisierung
Uwe Witt Produktive Zentralisierung? Kommentar zu Marcel Hänggi
Christa Wichterich und Ewa Charkiewicz Landnahme und Geschlechterverhältnisse. Zwischen sozialer Reproduktion und In-Wert-Setzung der Natur
Memorandum der Versammlung der Landfrauen
Lucio Cuenca Berger Wessen Energiekrise in Chile?
Melina Laboucan-Massimo Konflikte um Ölsandförderung
Umkämpft
Ercan Ayboga Wasserkraft ist keine erneuerbare Energie. Bewegungen gegen Staudämme
Olaf Bernau Landgrabbing im Zeichen der Vielfachkrise
Ursula Schönberger Atomkraft, nein danke!
Hannah Schuster, Selana Tzschiesche, Michelle Wenderlich Vergesellschaftung von Energie
Sokari Ekine Die nigerianische Revolution hat begonnen
Uli Brand Und noch ein Gipfel. Rio+20 – Mögliche Neuorientierungen und falsche Versprechen
Umstritten
Jörn Krüger Fuck Fracking. Gegen Gasbohren
Dieter Klein Die Linke in Brandenburger Energiekämpfen
Hardy Feldmann Contra CCS: Kein Co2-Endlager – weder hier noch anderswo!
Dagmar Enkelmann Links schlägt noch kein grünes Herz
Luismi Uharte Wandel und Grenzen des venezolanischen Entwicklungsmodells
Vorgeschlagen
Bodo Ramelow Energierevolution statt grüner Kapitalismus
Andrea Ypsilanti Erfahrungen einer Niederlage. Projekt eines Richtungswechsels
und die Energiefrage in Hessen
Rainer Land und Mario Neukirch (Bio-)Energiedörfer als sozio-ökonomische Innovation
Jan Latza Demokratischer Strom? Das Beispiel Sacramento
Alberto Acosta Energiesouveränität für Ecuador
Class and Care
Peter Schmidt Putzmunter
The Free Association F
eenstaub und historische Brüche
Luxemburg 1/2012, VSA Verlag März 2012, 160 Seiten, 10,- Euro,
ISBN978-3-89965-860-6
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Mehr zum Thema auf den Seiten der Rosa-Luxemburg-Stiftung:
Armin Osmanovic Erneuerbare Energie für alle! MetallarbeiterInnen in Südafrika diskutieren sozial verträgliche grüne Energie