Einige neue Begriffe
Es ist vielleicht lohnend, einige Verbindungen zwischen kultureller Produktion und Reproduktion zu systematisieren und zu verallgemeinern. Ich schlage vor, diese Prozesse in vier Kategorien aufzuteilen, die alle wesentlich aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig verstärken: Abschließung (locking), Entwichtigung (destressing), Transformation und Isomorphie. Den Ausdruck Abschließung könnte man verwenden, um damit auf die überraschenden Prozesse aufmerksam zu machen, in welchen Bedeutungen, Haltungen, Symbole und damit verbundene Verhaltensweisen, die sich auf die umgebenden systematisch betriebenen Praxen oder auf die positionszuweisenden Institutionen beziehen, fixiert werden – und zwar so, daß dies für andere Bereiche und Prozesse Konsequenzen hat, vielleicht sogar für solche, die erst noch in der Zukunft liegen. Eine kulturell erzeugte Konfiguration, die in ihrer Logik bezogen ist auf einen bestimmten sozialen Ort, wird dann in »abgeschlossener« Form auf andere soziale Orte übertragen – auf Orte, für die eine andere Konfiguration jedoch eher passend gewesen wäre. Die abgeschlossene Kultur organisiert für den neuen sozialen Ort ein ähnliches Verhalten wie für den Ausgangsort, so als ob er im Wesentlichen mit ihm identisch wäre. Dies ermöglicht die verschiedensten reproduktiven Effekte. Ich denke in unserem konkreten Fall an die Schule, an die Anti-Haltung dort gegenüber geistiger Tätigkeit (anti-mentalism), an die Männlichkeit, daran, wie ein Bewußtsein von kultureller Identität durch eine spezifische Verbindung der Spaltung von geistiger und körperlicher Arbeit mit dem Geschlechterverhältnis zustande kommt; ich denke daran, wie all dies dazu beiträgt, auf körperliche Arbeit und Familie zu orientieren – Orientierungen, die in der Ausgangslogik nicht unmittelbar enthalten sind. Mit Entwichtigung meine ich einen damit zusammenhängenden Effekt, nämlich wie der mehr oder weniger selbstbewußte Kampf gegen eine bestimmte Ordnung oder Institution und wie die spezifische Eigenart der in einem solchen Kontext geschaffenen kulturellen Formen dazu führen, daß zwar bestimmte Unterdrückungen identifiziert werden, vor denen man dann auf der Hut ist, daß aber möglicherweise zugleich andere Unterdrückungen und damit zusammenhängende Schicksale im Vergleich hierzu abgewertet werden – entwichtigt werden –, die letztlich gravierender sein können und überhaupt erst die entscheidende Falle darstellen. Plump gesagt: Wenn man gegen einige Dinge opponiert und erfolgreich Widerstand leistet, kann das heißen, andere Dinge zu akzeptieren was genau so unterdrückerisch ist. Beispielsweise identifizieren die »lads« mit ihrer erfolgreichen kulturellen Produktion die Spannungen und Probleme der Schule, nicht aber die Unterdrückungen durch die soziale und geschlechtliche Arbeitsteilung. Viele Jugendliche konzentrieren sich darauf, den Druck der Staatsschule kulturell zu erwidern – es ist durchaus möglich, daß sie dies dazu bringt, genau das zu entwichtigen, was sie vielleicht am meisten beschäftigen sollte, nämlich ihre gesamte Zukunft in einer Klassengesellschaft! Damit direkt verbunden ist das, was ich Transformation nenne. Das ist die Verwandlung ganz bestimmter – möglicherweise zukünftiger – Formen von Unterdrückung und Ausbeutung in die verschiedenen Kategorien einer unmittelbaren, lokalen und sinnlichen Kultur. Das ist, wenn man so will, eine Konsequenz der Abschließung dagegen, entwichtigte soziale Fragen wahrzunehmen und zu begreifen. Beispielsweise behandeln und begreifen die »lads« ihre Zukunft in der Klassenunterdrückung mit Hilfe von Strukturen, die bestimmt sind durch das Geschlechterverhältnis, durch die Betonung informeller Beziehungen (informality) und durch die Anti-Haltung gegenüber geistiger Tätigkeit. Dies sind Kategorien, die ihrem Leben Würde verleihen, Bausteine eines lebensfähigen Lebensentwurfs, die für das Kapital jedoch kaum irgendwelche Bedeutung haben, von ihm sogar begrüßt werden oder ihm zumindest keinerlei Schaden zufügen. Die grundlegenden, entscheidenden Anforderungen des Kapitals werden erfüllt, wie auch immer die Kategorien aussehen mögen, in denen die Menschen dieses »notwendige« Verhalten begreifen. So ist es auch möglich, daß viele Mädchen sich ihre Zukunft – die häusliche Unterdrückung – in Kategorien des Liebesromans zurechtlegen und interpretieren und teilweise dann sogar so leben (vgl. CCCS 1978). Es ist möglich, daß sie eine Zukunft, die im Wesentlichen eine Klassen-Zukunft ist, in der Hoffnung auf eine »angenehme Büroarbeit« und eine »gute Ehe« akzeptieren – eine Zukunft, die solchermaßen durch das soziale Geschlechterverhältnis und durch Sexualität vermittelt ist. Die so hergestellte Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft könne als eine Art von kultureller Strukturgleichheit oder Isomorphie begriffen werden. Damit meine ich die erlebnismäßige und reale Verbindung zwischen kulturellen Formen, eine Verbindung, die einen humanen Übergang zwischen den sozialen Orten, in die man eingegliedert ist, ermöglicht. Einige grundlegende »Entscheidungen« in untergeordneten Gruppen, die selbstbeschränkend zu sein scheinen, ohne »Aspirationen«, sind keineswegs ein Votum für die gesellschaftliche Ordnung. Es sind Voten dafür, mit derselben Art von Leuten zusammen zu sein, Voten für eine bestimmte Art von kultureller Solidarität. Es sind zum Teil Voten für eine Zukunft, die familiär und vertraut ist – und die »zufällig« unterdrückend ist. Arbeiterjugendliche beispielsweise wollen nicht so sehr die Jobs der Arbeiterklasse, sie wollen vielmehr mit den Leuten zusammen sein, die diese Jobs haben; sie wollen da sein, wo die Arbeiterklasse ist. Diese Aufschlüsselung der kulturellen Produktion soll sie nicht wieder gänzlich in die Reproduktions-Perspektive rücken, und sie soll nicht in der konsequenten Wiederholung der Spaltung zwischen Pessimismus und Optimismus, Determinismus und Voluntarismus münden. Um es deutlich zu sagen: Mein Argument ist nicht, daß Abschließung, Entwichtigung, Transformation oder Isomorphie die Bedeutung von Kämpfen – und damit auch mögliche Veränderung und Entwicklung – aufheben, negieren oder total ironisieren. Ganz im Gegenteil. Es geht mir vielmehr darum, daß Kämpfe nur möglich sind in und mit den profanen und komplexen Materialien der Geschichte und der präexistierenden sozialen Verhältnisse und Diskurse. Es geht mir darum, daß soziale Kategorien und Diskurse nur durch Kämpfe leben und bestehen, nur durch die sozialen Verhältnisse, in denen und durch die es sie überhaupt erst gibt. Das »Schlimmste« an meiner Argumentation ist vielleicht, daß sie mit der notwendigen und einschneidenden Implikation verbunden ist, daß es keinen reinen Kampf der Unterdrückten gibt, keinen reinen Widerstand, daß es keinen Utopismus gibt, der nicht durch die Widersprüche und die gegensätzlichen Effekte seiner eigenen Produktion hindurch wirksam ist.
Schlussfolgerungen
Die Spezifizierungen und Ausarbeitungen, die ich um die Begriffe des Kampfes und der kulturellen Produktion herum vorgenommen habe, sind letztlich Aspekte einer allgemeineren Auffassung über den grundlegenden Kampf in unserer Gesellschaft, den Klassenkampf, und über dessen Verhältnis zu einigen fundamentalen sozialen Kategorien und zur ideologischen Architektur einer kapitalistischen Gesellschaft. Für mich ist heute entscheidend, daß einige wesentliche Strukturen des Kapitalismus nicht gegeben sind, und nicht einfach von außen aufgezwungen sind, möglicherweise gegen einen gewissen marginalen Widerstand. Diese Strukturen werden vielmehr in Kämpfen erzeugt und in der kollektiven Identitätsbildung der Subjekte und der Arbeiterklasse. Das heißt, daß die Struktur des Kapitals dem Alltagsleben einer Gesellschaft nicht äußerlich ist, daß sie nicht davon getrennt ist. Die Kämpfe finden nicht woanders statt, jenseits der Struktur. Und genauso ist die Arbeiterklassse nichts, was vom kapitalistischen System getrennt und abgesondert wäre. Sie steht nicht auf heiligem Grund, der Unterdrückung und Ausbeutung durch das kapitalistische System gegenwärtig unterworfen und darauf wartend, erlöst zu werden und freigesetzt zu werden für seine Zerstörung. Die Arbeiterklasse ist in und durch die Strukturen einer kapitalistischen Gesellschaft geformt, und sie trägt durch ihre Kämpfe Wesentliches zur Erzeugung dieser Strukturen und Formen bei. Vielleicht gegen ihren Willen: Damit will ich sagen, daß die Arbeiterklasse notwendigerweise zumindest mit einem Fuß im System steht – sie kennt kein anderes –, und daß sie sich durch die Widersprüche des Systems und ihre eigene Selbstveränderung durcharbeiten muß, um eine Zukunft zu erreichen, die Punkt für Punkt aus der Erfahrung des Kapitalismus hervorgegangen sein wird. Die Kultur der »lads« beispielsweise ist eine Form des Klassenkampfs, vermittelt durch die Ausgleichsprozesse in der Schule und durch deren Erziehungsparadigma, und dennoch trägt diese Kultur durch die Anti-Haltung gegen geistige Tätigkeit dazu bei, die Teilung zwischen geistiger und körperlicher Arbeit hervorzurufen. Die subjektive Abkapselung der »lads« gegenüber der Arbeitswelt; ihre zynische Manipulation der Arbeitswelt, um möglichst viel Geld rauszuholen; ihre Hingabe an Konsum und Vergnügen, und später an die Gemütlichkeit im Allerheiligsten des proletarischen Heims – und zwar mit Hilfe des Lohns, aber möglichst weit entfernt von dem Ort, wo er verdient wird: all das sind auf ihre Weise energische und selbstbewußte Kämpfe für das Recht des »freien Arbeiters«, vom Kapital so unabhängig wie möglich zu sein. Aber zugleich macht dies eine Lohnarbeitszukunft subjektiv überhaupt erst möglich; und es trägt direkt bei zu den grundlegenden Teilungen zwischen Arbeit und Vergnügen, zwischen Arbeit und zu Hause, die für den Kapitalismus so charakteristisch sind und durch die hindurch das Patriarchat seine materiellen Formen annimmt. Es geht mir unter anderem darum, daß unsere theoretische Perspektive nicht darin bestehen sollte, authentische »Klassensubjekte« gegen feindliche, sie umgebende, aber von ihnen getrennte symbolische und materielle Strukturen zu setzen – »Subjekte«, die sich entweder zu Helden der Arbeiterklasse aufwerten oder zu strukturabhängigen Arbeiterattrappen abwerten lassen, je nachdem ob man sie nun als diejenigen betrachtet, die von diesen Strukturen zerschlagen werden, oder als diejenigen, die selber diese Strukturen zerschlagen. In Wirklichkeit sind weder Struktur noch Täterschaft für sich begreifbar – sie bedürfen einander. Meines Erachtens muß es hier so etwas wie ein dialektisches Verhältnis geben – nicht zwischen freien (wissenden und zentrierten) Subjekten und determinierenden (äußerlichen und objektiven) Strukturen, sondern zwischen Subjekten, die sich in Kämpfen und im Widerstand gegen die herrschenden Strukturen herausgebildet haben, und Strukturen, die in Kämpfen und im Widerstand gegen Herrschaft geformt und reproduziert worden sind. Die entscheidende Verbindung und die gemeinsame Grundlage zwischen den beiden Kategorien, zwischen »Subjekten« und »Strukturen«, ist der Kampf. Gerade weil einige subjektive und kulturelle Elemente »unsichtbar« zu sein scheinen – insbesondere für die herrschende Sichtweise – und zu reproduktiven Effekten führen können, sollte dies kein Grund sein, das spezifische Feld menschlicher Kämpfe zusammenzuwerfen mit dem abstrakten Funktionieren von Strukturen, die sich irgendwie selber denken und die verschiedenartigen Widerstände im Rahmen der Struktur zu funktionalen Positionen absorbieren. Gerade weil strukturale Kausalität und Formierung abstrakt und entlegen zu sein scheinen, weil in solchen Analysen »Subjekte« zuweilen wie Marionetten auf der Bühne der Theorie behandelt werden, sollte dies nicht dazu führen, daß die menschlichen Kämpfe und die sozialen Verhältnisse, die Materialien und die Geschichte, durch die hindurch der Kampf gelebt wird, mit autonomen, kreativen, humanen Individuen zusammengeworfen werden. Und obwohl die Hauptachse meiner Analyse die Klasse ist, verweist der Begriff der kulturellen Produktion auf die Komplexität, in der viele Unterdrückungsstrukturen in Erfahrung und Kultur miteinander verbunden sind. Kulturelle Produktion bezeichnet nicht die Umrisse formaler Kategorien, wie sie von Theoretikern entworfen worden sind, nicht »Rasse, Klasse, Geschlecht« und deren trockene, man könnte sagen, vegetative Fortpflanzung, sondern die profane, lebendige, eigentümlich fruchtbare, oftmals unkontrollierbare Verbindung dieser Elemente in realen Kulturen, in tatsächlichen kollektiven Lebensentwürfen, Entscheidungen und Veränderungen. Ein charakteristisches Merkmal dafür ist vielleicht, daß die Unterordnung unter eine Art der Herrschaft eine andere Art der Herrschaft aufdecken oder bekämpfen kann, und daß die dominante Platzierung in einer Art von »Diskursen« sowohl andere Arten von Unterordnung aufdecken kann als auch zugleich die ursprüngliche Unterdrückung oder noch weitere reproduzieren kann. Dies ist der eigentliche Stoff, aus dem das materielle und gesellschaftliche Leben immer wieder von neuem geschaffen wird, und erst danach kann er von den Theoretikern als »Rasse, Klasse, Geschlecht« klassifiziert werden. Nur wenn man diese engen kulturellen Verbindungen in verschiedenen Gruppen versteht, kann man tatsächlich herausfinden, was den verschiedenen Gruppen und Interessen gemeinsam ist (und wie es ihnen gemeinsam ist), und wie sie an gemeinsamen Fronten und in gemeinsamen Bündnissen mobilisiert werden könnten. Wir sollten uns natürlich mit spezifischen Formen der Unterdrückung und mit den damit zusammenhängenden besonderen Kampf- und Solidaritätsformen befassen. Aber wir sollten uns auch mit der Vielzahl von Beziehungen zwischen den verschiedenen Unterdrückungsformen beschäftigen, nicht einfach als Herrschaftskategorien gefaßt, sondern als Kategorien, von denen aus – alle zusammen genommen – Unterdrückung umkämpft ist. Ihre Verbindung trägt zur Gestaltung konkreter Subjekte und kultureller Formen bei, sie liefert den Spielraum für das Handeln, für Veränderung und für die Erkundung von Widersprüchen und Spannungen zwischen verschiedenen Arten der Unterdrückung. Dies ist gewissermaßen die andere Seite von Abschließung und Transformation. Es ist nämlich die Verbindung von ganz unwahrscheinlichen Elementen, wodurch so etwas wie Ausdruckskraft zustande kommt: durch den Gebrauch von beliebigen Diskursen und Materialien – derjenigen, die gerade erreichbar sind, um zu kämpfen, zu handeln und Bedeutungen irgendwelcher Art zu erzeugen. Es kann eine Solidarität geben, die teilweise der kulturellen Isomorphie entspringt: Isomorphie kann dazu führen, daß einiges an gesellschaftlicher Macht, an Ausdruck und Aufklärung – in welcher überraschenden Konfiguration auch immer – solchen Punkten zugewendet wird, die zuvor entwichtigt wurden. Beispielsweise ist es möglich, daß die Klassenunterdrückungen in der Schule und in der Fabrik durch die Strukturen der Männlichkeit hindurch bekämpft werden. Berufstätige Frauen können sich in ihre Weiblichkeit hüllen, um qualitative Forderungen in Bezug auf die Arbeit zu stellen, für bessere Arbeitsbedingungen, für Produktsicherheit und Kinderbetreuung. Rasse ist eine eigenständige Unterdrückungskategorie; sie kann aber auch ein Prisma sein, durch das hindurch das Klassenverhältnis erfahren wird und »neue« Aspekte der Kapitalstruktur ans Licht gebracht werden – etwa die Versuche des Kapitals, eine internationale Arbeitsteilung zu schaffen, oder die Tendenz des Kapitals, die Arbeitskraft in den Metropolen zu spalten und in verschiedene soziale Schichten aufzuteilen, um in deren unterem Bereich fast so etwas wie eine Kaste zu schaffen. Schwarze leben eine Klassenerfahrung, die teilweise durch die Rasse organisiert ist; aber genau dies kann die Klassenstruktur zu Tage fördern und zugleich ein Reservoir von Bildern, Bedeutungen, Ressourcen und Kulturen liefern, um gegen die Klassenstruktur Widerstand zu leisten. Gegenwärtig sehen wir in der massiven Jugendarbeitslosigkeit eine spezifische Organisierung der Altersstrukturen durch den Kapitalismus, aber wir sehen durch sie auch einiges ans Licht gebracht: die Tendenz des Kapitalismus zur Überproduktion und zur Produktion einer »Reservearmee« für die Arbeitenden. Und wahrscheinlich werden diese Dinge durch die Ressourcen der Jugendlichen, durch ihre kulturellen Formen weiter erkundet, offengelegt und bekämpft werden. (...) Kämpfe und Auseinandersetzungen sind eine Existenzweise des »demokratischen« Kapitalismus. Gewiß gelingt es vielen Widerständen ganz und gar nicht, die grundlegenden sozialen Strukturen in Frage zu stellen – aber ihren Erfolg zu verlangen bedeutet, jeden Sonntagnachmittag eine epochale Wende zu fordern. Wir haben die Möglichkeiten einer mittleren Linie erkundet und zu sagen vermieden, daß Widerstandsaktionen, die nicht das herrschende System umstürzen, deswegen in der Stützung des Systems aufgehen. Widerstand kann eng zusammenhängen mit Anpassung, aber dies vollzieht sich nicht in einer Form, die unvermeidlich wäre, die geplant und gänzlich programmiert wäre als präexistierende Funktion der herrschenden Institutionen und der herrschenden Ideologie. Widerstand ist Teil des weiten Feldes einer allgemeinen menschlichen Praxis, wo Menschen geschaffen werden, indem sie kollektiv ihre Lebensbedingungen schaffen, wobei es immer etwas Unpassendes gibt, immer ausgefranste Ränder und immer die Unvorhersagbarkeit des Verhältnisses zwischen dem, was an diesen Aktivitäten die Verhältnisse reproduziert und befestigt, und dem, was daran unzufrieden ist, widerständig und herausfordend. Hier ist der Spielraum für Veränderung, für Politik, für das Werden – und nicht für den Utopismus oder die Verzweiflung.
Aus dem Englischen von Rolf Nemitz. Dieser Artikel erschien in deutscher Fassung zuerst in (c) Das Argument 79/1990.