Cihan Tugal kennt die molekularen Veränderungen in den Poren des Alltags. Er hat die passive Revolution der türkischen Gesellschaft und die Rolle der Religion dabei untersucht. Der herausragende Soziologe lehrt an der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Um zu verstehen, wodurch die bahnbrechenden Proteste auf dem Taksim-Platz in Istanbul angestoßen wurden, und wie sie sich so schnell ausbreiten konnten, scheinen mir zwei Aspekte wichtig, die oft aus dem Blick geraten: Die Proteste entstanden als Reaktion auf das von der neoliberalen Regierung vorangetriebene Projekt einer Umstrukturierung der Städte; Und: sobald die Proteste massiver wurden, traten die stadtpolitischen Fragen schnell in den Hintergrund. Beide Aspekte erhellen die Frage, was grade in der Türkei passiert und warum.