Die Angestellten des US-Riesen, die rechtmäßig auf Basis des nationalen Tarifvertrags für die Logistikbranche eingestellt wurden, hatten über starke Belastungen durch anstrengende Schichten und die Fülle an Aufgaben sowie durch die für die E-Commerce-Lieferkette erforderliche Arbeitsgeschwindigkeit geklagt. Sie hatten bisher mehrere Streiks durchgeführt, zum ersten Mal am Schwarzen Freitag Ende November 2017, dem Tag mit den größten Rabattaktionen des Jahres. Sie verlangten einen Ergänzungsvertrag, um ihren Tarifvertrag stärker an ihre spezifische Arbeit bei dem Web-basierten multinationalen Unternehmen anzupassen. Schließlich wurde eine Vereinbarung erreicht, die die Gewerkschaft den Beschäftigten zur Abstimmung vorlegte. Insgesamt stimmten 500 Mitarbeiter*innen ab (etwa ein Drittel der Beschäftigten am regionalen Amazon Versandzentrum in Piancenza), wobei sich mehr als 68 Prozent für die Annahme aussprachen. Dieses Abkommen, so Massimo Mensi von der Handelsgewerkschaft FILCAMS CGIL, „sieht vor, dass Nachtarbeit zunächst nur auf freiwilliger Basis übernommen wird und überdies eine Zulage von 25 Prozent des Stundenlohns beinhaltet. Nur in den Fällen, in denen dieses System den Arbeitsbedarf nicht abdeckt, organisiert das Unternehmen ein allgemeines Schichtsystem für alle Beschäftigten.“ Außerdem, so fügte der Gewerkschaftsvertreter hinzu, „werden die Schichten durch die Neuaufteilung der Wochenendarbeit im Acht-Wochen-Rhythmus kalkuliert, dabei muss es vier aufeinanderfolgende freie Wochenenden sowie einen Wechsel zwischen Samstags- und Sonntagsarbeit an den verbliebenen Wochenenden geben.“ Bis dato hatte der Zuschlag für Nachtarbeit laut Tarifvertrag nur 15 Prozent betragen, sodass der vereinbarte Anstieg auf 25 Prozent eine monatliche Lohnerhöhung von geschätzt 70–97 € netto bedeutet. Um das Versandvolumen während der Weihnachtszeit zu stemmen, ist es dem Unternehmen erlaubt, von Mitte November bis Mitte Dezember einen Tag pro Woche für eine Extraschicht festzulegen, der zwischen Samstag und Sonntag alternieren muss. Laut dem Unternehmen bedeutet das Abkommen allerdings „keinen Präzedenzfall“ hinsichtlich der Arbeitsorganisation – so eine Stellungnahme seitens Amazon. „In jedem Land, in dem wir tätig sind, sprechen wir mit den Arbeitnehmervertretungen. Wir sind der festen Überzeugung, dass das direkte Gespräch mit und eine gute Beziehung zu den Beschäftigten der beste Weg ist, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.“ Amazon „will ein fairer und verantwortungsvoller, und stets verhandlungsbereiter Arbeitgeber sein, dies ist ein wesentliches Merkmal unserer Wertvorstellungen“, so der E-Commerce Gigant. „Im Zuge unseres anhaltenden Wachstums sehen wir uns in der Pflicht sicherzustellen, dass die Arbeitsschichten den Bedürfnissen unserer Angestellten entsprechen und zugleich den Erwartungen unserer Kunden gerecht werden.“ Der Beitrag erschien im Englischen bei Il Manifesto Global und wurde leicht gekürzt. Übersetzung von Jan-Peter Herrmann