Am erstaunlichsten ist, dass die »gilets jaunes« völlig spontan entstanden sind und bis heute nicht von politischen Organisationen angeführt werden. Geoffroy de Lagasnerie: Das galt auch schon für die Banlieue-Unruhen im Jahr 2005. Die Banlieue-Unruhen wurden aber nicht als breite soziale Bewegung, sondern als Aufstand wahr­genommen, der von spezifischen Minder­heiten, das heisst schwarzen und nordafrikanischen Jugendlichen, ausging. De Lagasnerie: Weil es Schwarze und Araber sind, ist es keine soziale Bewegung? Das ist doch Unsinn. Ich glaube eher, dass die Banlieue-Proteste eine Avantgarde-Funktion für die gilets jaunes erfüllten. Sie übernehmen ja auch deren Methoden: die Politik des Abfackelns. Wir sind verzweifelt, also legen wir Feuer. Indem man Feuer legt, wird man sichtbar, markiert laut und deutlich, dass man da ist, sein Leben führen und fair behandelt werden möchte. Man könnte es so sagen: Die Methoden und die Probleme der Banlieue sind mit den gilets jaunes in die erweiterte Agglomeration exportiert worden. Es gibt eine große Nähe zwischen den beiden Bewegungen.