Wie wir wissen, liebt Trump prunkvolle Ehrungen. Wenn sich die Höflinge in seinem Anwesen in Mar a Lago versammeln, erinnert das nicht an ein Miniatur-Versailles? Doch der Präsident ist kein aufstrebender Louis XIV. Sein Projekt ist nicht die Konzentration der Macht im Staat, sondern die Stärkung privater Interessen auf Kosten öffentlicher Institutionen. Bereits jetzt arbeitet er daran, die jüngsten Interventionsversuche der Biden-Administration rückgängig zu machen, indem er ihre grünen Subventionen, Kartellrichtlinien und Steuermaßnahmen aufhebt, um den Spielraum für Unternehmensmonopole im In- und Ausland zu erweitern.
Tech-Oligarchen an der Macht
Zwei Dekrete, die er am Tag seiner Amtseinführung unterzeichnete, verdeutlichen diese Tendenz. Mit dem ersten wurde ein Erlass aus der Biden-Ära aufgehoben, der »die Entwickler von KI-Systemen, die Risiken für die nationale Sicherheit, die Wirtschaft, die Gesundheit oder die öffentliche Sicherheit der USA darstellen, verpflichtet, die Ergebnisse von Sicherheitstests mit der US-Regierung zu teilen«. Damit wurde das minimale Mitspracherecht der öffentlichen Behörden bei KI-Entwicklungen abgeschafft. Das zweite Dekret kündigte die Gründung des Department of Government Efficiency (DOGE) unter der Leitung von Elon Musk an. Basierend auf einer Umstrukturierung der Digital Services Abteilung, die unter Obama eingerichtet wurde, um Informationssysteme zwischen verschiedenen Regierungsbehörden zu integrieren, wird DOGE uneingeschränkten Zugang zu sensiblen, nicht klassifizierten Daten aller Regierungsbehörden haben. Die erste Aufgabe von DOGE besteht darin, »den Rekrutierungsprozess auf Bundesebene zu reformieren und die Leistung im öffentlichen Dienst wiederherzustellen«, um sicherzustellen, dass sich Staatsbedienstete »den amerikanischen Idealen, Werten und Interessen verpflichtet fühlen« und »der Exekutive loyal dienen«. DOGE soll auch »moderne Technologien« in diesen Prozess integrieren, was Musk und seine Maschinerie die politische Kontrolle über Bundesbeamte verschafft.
In den ersten Stunden von Trumps zweiter Amtszeit ist es den Technologieunternehmern also gelungen, ihre profitabelsten Geschäftsbereiche vor öffentlicher Kontrolle zu schützen und gleichzeitig erheblichen Einfluss auf die staatliche Bürokratie zu gewinnen. Die neue Regierung hat kein Interesse daran, den Staatsapparat im Rahmen einer hegemonialen Strategie zur Konsolidierung der dominierenden Klassen zu nutzen. Im Gegenteil, sie versucht, den aggressivsten Teil des Kapitals von jeglichen effektiven staatlichen Beschränkungen zu befreien, während sie den Verwaltungsapparat dazu zwingt, sich der algorithmischen Kontrolle von Musk zu unterwerfen.
Der öffentliche Raum löst sich in Online-Netzwerke auf
Die zunehmende Konzentration politischer Macht in den Händen von Tech-Oligarch*innen ist keineswegs unvermeidlich. Obwohl die Beziehung zwischen dem Big-Tech-Sektor und dem Staat in China instabil ist, ist der chinesische Tech-Sektor in der Regel gezwungen, sich den staatlichen Entwicklungszielen anzupassen. Auch in der westlichen Welt hat sich die öffentliche Hand gelegentlich dem Monopolismus der Unternehmen widersetzt – so haben sich der Kongress, das US-Finanzministerium und die US-Notenbank zusammengetan, um das Kryptowährungsprojekt Libra von Facebook im Jahr 2021 zu blockieren. Der Ökonom Benoît Cœuré bezeichnete »das Kräfteverhältnis zwischen Regierung und Big Tech bei der Gestaltung der Zukunft des Zahlungsverkehrs und der Kontrolle über die damit verbundenen Daten als die Mutter aller politischen Fragen«. Trump verschiebt dieses Kräfteverhältnis nun noch weiter zugunsten der großen Technologieunternehmen. Auf seine Dekrete ließ er Anweisungen folgen, nach denen Regierungsbehörden Investitionen in Kryptowährungen fördern sollten. Gleichzeitig verbat er den Zentralbanken, eigene digitale Währungen zu entwickeln, die als Gegengewicht dienen könnten. Wir erwarten in Zukunft noch mehr solcher Maßnahmen: Deregulierung, Steuererleichterungen, staatliche Aufträge und Schutz durch Gesetze.
Dieses radikale Projekt der führenden Weltmacht könnte schwerwiegende Folgen haben: Es könnte das Verhältnis von Kapital und Staat, von Klassen und Ländern in den kommenden Jahren neugestalten. Es droht, einen Prozess zu beschleunigen, den ich an anderer Stelle als »Technofeudalismus« bezeichnet habe (Broder/Durand 2024). Indem große Unternehmen Wissen und Daten monopolisieren, zentralisieren sie die algorithmischen Mittel zur Koordinierung menschlicher Aktivitäten, von Arbeitsabläufen über die Nutzung sozialer Medien bis hin zum Konsumverhalten. Während die öffentlichen Institutionen immer weniger in der Lage sind, das gesellschaftliche Leben zu steuern, fällt diese Aufgabe den großen Technologieunternehmen zu, die dadurch einen enormen Einfluss auf das individuelle und kollektive Verhalten gewinnen. So löst sich der öffentliche Raum in Online-Netzwerke auf, Finanzmacht verlagert sich in Kryptowährungen und künstliche Intelligenz kolonisiert das, was Marx den »General Intellect« (allgemeiner Verstand) nannte, und markiert damit die stetige Aneignung politischer Macht durch private Interessen.
Die Schwächung vermittelnder Institutionen geht Hand in Hand mit einem antidemokratischen Impuls, präziser gesagt mit einem Kampf gegen die Gleichheit. Seit der Veröffentlichung des technikoptimistischen Manifests »Cyberspace und der amerikanische Traum« im Jahr 1994 halten weite Teile des Silicon Valley an dem Randschen Prinzip fest, dass kreative Pionier*innen nicht an kollektive Regeln gebunden sein dürfen. Es ist das Recht von Unternehmer*innen, schlechter gestellte Menschen, die sie einzuschränken drohen, mit Füßen zu treten: Arbeitskräfte, Frauen, Angehörige von Minderheiten und Transsexuelle. Daher die rasche Annäherung zwischen den kalifornischen Liberalen und der extremen Rechten, wobei sich Musk und Zuckerberg nun als Kulturkrieger im Kampf gegen den Trend der »Wokeness« inszenieren. Die algorithmische Gouvernementalität sichert das Recht auf »Innovation« ohne Rechenschaftspflicht gegenüber dem Demos.
Dynamik der Abhängigkeit und verschärfter Ungleichheit
Dieses aufstrebende Akkumulationsregime ersetzt zudem die Logik von Produktion und Konsum durch die Logik von Raub und Abhängigkeit. Zwar ist der Appetit auf Profit nach wie vor so unersättlich wie in früheren Perioden des Kapitalismus, aber das Profitstreben von Big Tech ist beispiellos. Während das traditionelle Kapital investiert, um Kosten zu senken oder die Nachfrage zu befriedigen, investiert das technofeudale Kapital, um verschiedene Bereiche der gesellschaftlichen Aktivität unter seine Kontrolle zu bringen und eine Dynamik der Abhängigkeit zu erzeugen, die Individuen, Unternehmen und Institutionen gleichermaßen in ihre Fänge zieht. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die von Big Tech angebotenen Dienstleistungen keine gewöhnlichen Waren sind. Häufig handelt es sich um kritische Infrastrukturen, auf die die Gesellschaft angewiesen ist. Der gigantische Stromausfall bei Microsoft im Sommer 2024 war eine deutliche Erinnerung daran, dass unter anderem Flughäfen, Krankenhäuser, Banken und Regierungsbehörden inzwischen von diesen Technologien abhängig sind. So können die Inhaber*innen dieser Monopole exorbitante Summen für die Nutzung ihrer Produkte kassieren und endlose Mengen an monetarisierbaren Daten generieren.