Der Klimawandel sei eine ernste und wachsende Bedrohung für den gesamten Planeten, sagte Hoesung Lee, Vorsitzender des IPCC, bei der Vorstellung des Weltklimaberichts im Februar 2022. Im März berichtete dann die Internationale Energieagentur (IEA), dass der weltweite CO2-Ausstoß im Jahr 2021 einen historischen Höchststand erreicht habe. Die politischen Antworten auf die sich anbahnende Katastrophe sind viel zu zögerlich und stellen vor allem technologische Lösungen in den Vordergrund. Politik, Wirtschaft und großen Teilen der Gesellschaft geht es stärker darum, das bisherige Wirtschaften und Leben mit möglichst wenigen Veränderungen fortzuführen, als die Klimakrise zu bekämpfen. Dieses „Weiter so“ blendet auf der einen Seite Gerechtigkeitsfragen aus, auf der anderen Seite droht es daran zu scheitern, der Klimakrise wirksam zu begegnen.


Um dieses „Weiter so“ zu betreiben und gleichzeitig aus den fossilen Rohstoffen Kohle, Erdöl und – zu einem späteren Zeitpunkt – Erdgas auszusteigen, gelten metallische Rohstoffe als zentrale Hoffnungsträger im Kampf gegen die Klimakrise. Sie werden für grüne Technologien eingesetzt und sollen die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) fasste das schon im Jahr 2017 wie folgt zusammen: „Ohne Rohstoffe keine Energiewende, keine Elektromobilität, keine Digitalisierung, schlussendlich keine Industrie 4.0“.


Viele Institutionen, von der Internationalen Energieagentur IEA, der Weltbank, der EU-Kommission, bis hin zur Bundesregierung folgen dieser Argumentation. Sie prognostizieren in ihren jeweiligen Studien einen stark wachsenden Bedarf an Metallen. So wird die EU zum Beispiel im Jahr 2050 das 60-fache an Lithium im Vergleich zu heute benötigen, wie Vizekommissionspräsident Maroš Šefčovič bei der Präsentation des Aktionsplans für kritische Rohstoffe im September 2020 erklärte. Auch der Verbrauch von Rohstoffen wie Graphit oder Kobalt könnte bis zum 15-fachen im Jahr 2050 steigen, so die EU. Selbst der Verbrauch eines seit Jahrhunderten in der Nutzung befindlichen Rohstoffes, wie Nickel, könnte um das Vierfache bis 2050 steigen. Um die Versorgungssicherheit der europäischen Industrie zu gewährleisten, veröffentlicht die EU Kommission seit 2011 eine Liste mit „kritischen Rohstoffen“. In der aktuellen Liste (aus dem Jahr 2020) zählen dazu unter anderem die genannten Rohstoffe Kobalt, Lithium oder Graphit, aber auch Seltene Erden, Bauxit (als Grundstoff für Aluminium) oder Titan. Bei fast allen dieser Rohstoffe gibt es eine besonders große Abhängigkeit von Importen in die EU.


Die Europäische Union reagierte auf diesen prognostizierten Anstieg mit Strategien, die die Versorgungssicherheit der europäischen Industrie absichern. Diese Strategien fußen in der Regel auf drei Säulen: die erste Säule besteht aus einem verbesserten Zugang zu internationalen Rohstoffquellen. Dafür werden unter anderem Freihandelsabkommen, aber auch eine „Rohstoffdiplomatie“ und internationale Foren, wie die Welthandelsorganisation (WTO) oder G7-Treffen, genutzt, um der europäischen Industrie Zugänge zu den Rohstoffen zu erleichtern. Die zweite Säule besteht aus einem erweiterten Ausbau der heimischen, in diesem Fall innereuropäischen Rohstoffe. Hier werden eine bessere geologische Erkundung, gezielte finanzielle Förderung sowie Bürokratieabbau genannt. Die dritte Säule ist der Ausbau der Kreislaufwirtschaft, um metallische Rohstoffe längere Zeit zu nutzen. Seit anderthalb Jahrzehnten entspricht auch die Rohstoffpolitik der Bundesregierung diesen drei Säulen. Deutschland setzt aufgrund seiner Importabhängigkeit von über 99 Prozent bei metallischen Primärrohstoffen sehr stark auf die erste Säule, also die Zugänge zu internationalen Rohstoffmärkten. Schon 2010 veröffentlichte die damalige CDU/CSU und FDP-Regierung die „Rohstoffstrategie der Bundesregierung“, die im Jahr 2020 von der CDU/CSU und SPD-Regierung neuaufgelegt wurde. Die Rohstoffstrategie wurde inhaltlich zwar aktualisiert, in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung aber nicht verändert. Neu an der Überarbeitung war aber vor allem die Legitimation für diesen Strategiefokus: „Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien [steigt] auch die Nachfrage nach vielen Metallen.“ Die Notwendigkeit der Rohstoffversorgung für neue Technologien für den Klimaschutz, die Energiewende und die Elektromobilität führe zu der Erkenntnis: „Ohne ‚Hightech-Rohstoffe‘ wird es keine entsprechenden Zukunftstechnologien ‚Made in Germany‘ geben.“( BMWi 2020)


Dieses Framing, dass nur durch eine stark zunehmende Nutzung von metallischen Rohstoffen die Klimakrise bekämpft werden kann, wird von allen relevanten internationalen Akteur*innen übernommen. Diese Art von Alternativlosigkeit findet sich in den Argumenten der Wirtschaft, in den Medien, wie auch bei nahezu allen politischen Akteur*innen. Dabei stellen sich drei entscheidende Fragen: Erstens, sind erneuerbare Energien überhaupt Treiber für diese Entwicklung nach mehr Rohstoffen? Zweitens, sind der Bergbau und die Weiterverarbeitung von Primärrohstoffen klimaneutral oder wenn nein, welchen Beitrag haben diese Prozesse eigentlich an der Erderwärmung? Und drittens, gibt es wirklich keine Alternativen oder soll mit dem Ausbau an Bergbau nicht vor allem ein Weiter-So gerettet werden?

Sind erneuerbare Energien Treiber für höheren Metallbedarf? 

Menschen nutzen seit Jahrhunderten Metalle; für Werkzeuge, für Waffen, für das alltägliche Leben. Eine Zivilisation ohne Nutzung von Metallen ist momentan nicht denkbar. Dennoch hat die Nutzung von metallischen Rohstoffen in den letzten Jahrzehnten eine dramatische Zunahme erlebt. Die globale Metallproduktion hat sich seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht, seit 1960 sogar versechsfacht. Mehr als 93,5 Prozent der Primärrohstoffproduktion – also das was wir mit Bergbau an Metallen aus der Erde gewinnen – entfallen davon auf Eisen. Aluminium folgt mit nur 1,9 Prozent an zweiter Stelle. 


Eisen und Stahl sind zwar auch für erneuerbare Energien bedeutsam, die Energiewende ist aber nicht der Haupttreiber für den Stahlverbrauch. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass für die komplette Umstellung auf Erneuerbare bis zum Jahr 2050 insgesamt 3,2 Milliarden Tonnen Stahl benötigt werden. Das entspricht ungefähr dem Anderthalbfachen der aktuellen Jahresproduktion. Allein die Automobilindustrie wird dieselbe Menge Stahl schätzungsweise schon bis zum Jahr 2030 verbrauchen. Die erneuerbaren Energien sind also deutlich weniger Treiber bei den Massenrohstoffen, als es zum Beispiel unsere Auto-zentrierte Mobilität ist. Im Übrigen zeigen Studien der Vereinten Nationen, dass der Verbrauch von metallischen Rohstoffen bei Windkraftanlagen pro Kilowattstunde nur unwesentlich höher ist als der von Kohlekraftwerken (vgl. UNECE 2021) Denn auch für die Errichtung von Kohlekraftwerken werden metallische Baumaterialien in großer Menge benötigt, darunter Aluminium, Kupfer oder Nickel.


Dass die erneuerbaren Energien im Vergleich zu anderen Industriesektoren keine Haupttreiber für den Abbau von Metallerzen sind, unterstreicht auch eine Studie des Öko-Instituts (2021) im Auftrag mehrerer grüner Europaabgeordneter. Zwar ist der Ausbau von Windkraft, Photovoltaik oder Elektromobilität laut der Studie nicht rohstoffneutral, aber im Vergleich zum Bau- oder Automobilsektor sind die Verbräuche eher gering. Nur für sechs Rohstoffe, darunter Lithium, Kobalt, Seltene Erden und Tantal ist die Nachfrage von grünen Technologien überhaupt ein Treiber. Wenn man die grünen Technologien weiter differenziert, fällt auf, dass Lithium und Kobalt vor allem in der Batterietechnologie von Elektroautos eingesetzt werden. (Vgl. Öko Institut 2021)


Spannend ist zudem, dass bei einer genaueren Betrachtung der Steigerung des Lithiumverbrauchs um das 60-Fache bis zum Jahr 2050 auf ca. 350 000 Tonnen auffällt, dass dies im Vergleich zur aktuellen Eisenproduktion immer noch relativ wenig ist. Denn alleine im Jahr 2019 wurden mehr als drei Milliarden Tonnen (!) Eisen abgebaut, also mehr als das Achttausendfache des Lithiumverbrauchs im Jahr 2050. Das in Deutschland genutzt Stahl geht zu mehr als 25 Prozent in den Automobilsektor. Auch hier ist dieser Industriezweig, nach dem Bausektor, entscheidend für die Rohstoffnachfrage.

Sind Metalle klimaneutral? 

Gerodete Wälder, vergiftete Flüsse, zerstörte Meeresbuchten, hoher Trinkwasser- und Energieverbrauch: Schwere Umweltprobleme charakterisieren den Bergbau. In immer entlegenere Gebiete der Regenwälder, in immer tiefere Gesteinsschichten und wohlmöglich gar in naher Zukunft auch in unerforschte Gebiete des Meeresbodens dringen schwere Maschinen vor. Hinzu kommen gefährliche Arbeitsbedingungen, Korruption und immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen. Es ist verwunderlich, dass gerade diesem Industriesektor so viele Hoffnungen entgegen gebracht werden im Kampf gegen die Klimakrise. Wenn man Internetpräsenzen der führenden Bergbaukonzerne wie Glencore, Vale oder Rio Tinto besucht, findet man sehr schnell Verweise, die suggerieren sollen, wie grün oder bedeutsam deren Arbeit für die Zukunft ist.


Doch diese Darstellung ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Zum einen profitieren von diesem Greenwashing vor allem Unternehmen wie der brasilianische Eisenerz-Konzern Vale, der sich auf seiner Website sogar als „Hüter des Regenwaldes“ präsentiert. Dabei wurde der Konzern erst im Dezember 2021 von einem brasilianischen Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er 15 Hektar zum Teil geschützten Waldes abgeholzt haben soll. Auch die Eisenerzmine in Brumadinho, deren Rückhaltebecken im Januar 2019 brach und mehr als 270 Menschenleben kostete und den Rio Doce über hunderte von Kilometer ökologisch vernichtete, wird von dem brasilianischen Konzern betrieben. 


Neue Abbauprojekte tragen zudem zur Zerstörung des Regenwaldes bei. In Brasilien, so schätzen Wissenschaftler*innen, sind von 2005 bis 2015 zehn Prozent der Entwaldung auf Bergbauaktivitäten zurückgegangen. Auch für den Verlust von Tropenwäldern in Westafrika ist der Rohstoffabbau mitverantwortlich. Die Rodungen von Flächen für den Abbau von Bauxit in Guinea, von Gold in Ghana oder von anderen Rohstoffen in der Region nehmen immer größere Ausmaße an. Das deutsche Entwicklungsministerium schätzt, dass der Bergbau für mindestens sieben Prozent der globalen Entwaldung verantwortlich ist. (Vgl. BMZ 2019) 


Noch deutlicher wird die Verbindung aber, wenn man sich die CO2-Emissionen ansieht. Der Bergbau von metallischen Rohstoffen selbst ist zwar nur für 0,4 bis 0,7 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Doch ohne die Weiterverarbeitung der Primärmetalle wäre dieser Bergbau nutzlos. Bei der Weiterverarbeitung von Bauxit zu Aluminium und von Eisenerz zu Stahl werden heute mehr als zehn Prozent der globalen CO2-Emissionen ausgestoßen. Hinzu kommen die Emissionen, die beim Transport der Erze entstehen.


Eine Forschergruppe um den japanischen Umweltwissenschaftler Takuma Watari hat kürzlich anhand von Ökobilanzen und Stoffstromanalysen gezeigt, dass die globalen Metallnutzungsziele und die Wachstumsprognosen der Weltbank, der EU-Kommission oder auch der Bundesregierung nicht mit dem Zwei-Grad-Klimaziel vereinbar sind. Sie haben errechnet, dass um das Zwei-Grad-Klimaziel zu erreichen, schon ab dem Jahr 2030 Bergbau und somit auch die Weiterverarbeitung von Primärrohstoffen reduziert werden muss. Sie verweisen auf die Notwendigkeit, die Kreislaufwirtschaft massiv auszubauen, da Rohstoffe in der Kreislaufnutzung deutlich weniger CO2 emittieren. (Vgl. Watari et. al. 2020) 

Klimaschutz und Metalle – wir brauchen eine Rohstoffwende

Zwei Schlussfolgerungen sind an dieser Stelle zu ziehen. Erstens, der Verbrauch von Primärmetallen – also metallischen Rohstoffen, die aus dem Bergbau stammen – muss deutlich reduziert werden. Zweitens, erneuerbare Energien sind kein wesentlicher Treiber für die steigende Nachfrage nach Metallen. Erneuerbare Energien müssen ausgebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen. Aber wir brauchen gesamtgesellschaftlich eine Rohstoffwende, die beides zusammen denkt, Klimaschutz und Reduktion von metallischen Rohstoffen.


Als PowerShift fordern wir eine Rohstoffwende, um die Menschenrechtsverletzungen und Umweltkatastrophen zu reduzieren. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfordern es aber, das „heiße Eisen“ der Verbrauchsreduktion noch stärker in den Blick zu nehmen. Die Bekämpfung der Klimakrise wird ohne eine Reduktion des Rohstoffverbrauchs an Primärmetallen nicht gelingen. Diese Reduktion darf natürlich nicht auf Kosten des Ausstiegs aus fossilen Rohstoffen und des damit verbundenen Ausbaus erneuerbarer Energien geschehen.


Aber in vielen anderen Bereichen sind umfangreiche Veränderungen notwendig – vom Wandel der Mobilität mit Reduktionszielen für die Zahl der Autos über eine Bauwende, die Rohstoffe länger nutzt und ihre Kreislaufführung von vornherein einplant, bis hin zum Recht auf Reparatur. Es braucht viele kleinteilige Schritte, aber auch grundsätzliche Änderungen, um Produkte und Produktdesign neu zu denken.


Aus Perspektive der Rohstoffwende ist eine umfangreiche Mobilitätswende einer der wirkungsvollsten Hebel. Denn Automobilität ist eine rohstoffintensive Angelegenheit, schon heute. Durchschnittlich wiegt ein Neuwagen in Deutschland 1,6 Tonnen, steht aber 23 Stunden still und selbst wenn er bewegt wird, sitzen in ihm durchschnittlich nur 1,3 Menschen. Das ist sehr ineffizient und weder im Sinne einer Klima- noch Rohstoffgerechtigkeit. Das führt zu der Notwendigkeit, den Metallverbrauch im Mobilitätssektor zu reduzieren, indem die Anzahl und die Größe der Autos drastisch reduziert werden. Dafür muss auch die Fahrzeugproduktion umgestellt werden. Ein erster Schritt wäre, dass Dienstwagenprivilegien, die aktuell große und schwere Autos steuerlich subventionieren, abgeschafft werden.


Städte und Dörfer müssen stärker nach den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet sein, das heißt, es braucht mehr Platz für spielende Kinder, Fußgänger*innen und ökologische Verkehrsträger, wie ÖPNV und Fahrrad. Umso kürzer die Wege sind, desto mehr Orte, die wichtig für unsere Bedürfnisse sind, können wir erreichen. Vorreiter sind viele europäische Städte, zum Beispiel Oslo, Gent, Kopenhagen, Brüssel, Barcelona oder Paris. Sie alle rücken in ihrer Stadtplanung wieder Menschen statt Autos in den Fokus. Innenstädte werden für Autos gesperrt, andere Straßen nur noch von Anwohner*innen, Handwerker*innen, Rettungsdienste oder Taxen befahren und Lastenräder zum Leihen zur Verfügung gestellt. Allein in Paris werden knapp die Hälfte der 140 000 Parkplätze zu öffentlichen Plätzen oder Parks transformiert.


Allen sollte Teilhabe an der Planung des öffentlichen Verkehrs ermöglicht werden, um ihn den Bedürfnissen der Nutzer*innen anzupassen. Dass öffentlicher Verkehr auch sehr günstig oder gar kostenlos angeboten werden kann, das zeigen Städte wie Luxemburg, Riga (Estland), Templin (Brandenburg), Monheim am Rhein (Nordrhein-Westfalen) oder Augsburg (Bayern). Aber auch auf dem Land gibt es viele Initiativen, wie »dorv.de« oder »buergerbusse-in-deutschland.de«. Auch das Modell der »15-Minuten-Stadt« wird vermehrt diskutiert, in der alle wichtigen Grunddaseinseinrichtungen innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß erreichbar sein sollen. Das führt zum Umbau von Städten zu Gunsten des Fuß- und Fahrradverkehrs. Ein Vorbild auf dem Land ist die Kleinstadt Pontevedra in Spanien. Im Jahr 1999 wurden Autos aus der Innenstadt verbannt und eine 300 000 m² Fußgänger*innenzone geschaffen.

Fazit

Wir werden auch in Zukunft metallische Rohstoffe nutzen. Jedoch liegt es in unserer Hand ihre Verwendung zukunftsfähiger zu gestalten. Dafür braucht es einen wirtschaftlichen Paradigmenwechsel in Sachen Rohstoffen: Metalle müssen zu einem viel größeren Anteil aus einer nachhaltigen Kreislaufführung gewonnen werden. Gleichzeitig muss der Primärrohstoffverbrauch zeitnah reduziert werden. Eine Möglichkeit dafür ist die Reduktion der Anzahl und der Größe von Autos. Darüber hinaus braucht es grundsätzliche Veränderungen beim Produktdesign, das viel stärker als heute auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiedergewinnung der Rohstoffe ausgelegt sein sollte. 


Damit metallische Rohstoffe, die wir in Zukunft noch nutzen werden, zugleich unter höchst möglichen sozialen und ökologischen Bedingungen sowie unter informierter Zustimmung der lokalen Bevölkerung gewonnen werden, müssen gesellschaftliche Anstrengungen und schnellstmöglich politische Weichenstellung vorgenommen werden. Die Ankündigung der Ampel-Koalition im Koalitionsvertrag, den Primärrohstoffverbrauch zu reduzieren, weist in eine richtige Richtung. Jetzt muss es schnell um eine Ausgestaltung und Messbarkeit der Ziele gehen. Doch an der nötigen Veränderung in der Produktion, etwa weg von Automobilbau hin zu Nahverkehr, darf gezweifelt werden.


Leider mangelt es international an guten Vorbildern. Das niederländische Kreislaufwirtschaftsprogramm könnte zumindest Orientierung bieten. Um den Druck auf die Politik zu erhöhenbraucht es auch in Deutschland stärkere soziale Bewegungen und Gewerkschaften. Die sollten die notwendige Transformation begleiten, um zum einen auf einen gerechten sozialen Ausgleich hinzuarbeiten und zum anderen aber durch den Austausch mit sozialen Bewegungen und vom Bergbau Betroffenen die Dringlichkeit dieser Transformation hier deutlich zu machen.


Denn am Ende zeigen die Daten: Ohne eine Rohstoffwende werden wir die Klimaziele nicht erreichen. Nur wenn es uns gelingt, in Europa und Deutschland diese Rohstoffwende zu initiieren, wenn wir globale Herausforderungen angehen, werden wir den Wandel gestalten können und nicht von disruptiven Umbrüchen betroffen sein.