Die Form gleicht der Innenansicht eines Hauses (wenngleich andere Wissenschaftler meinen, dass es sich um die Giebelwand des Sonnentempels der Inka in Coricancha handelt; Arnold et al. 1992, 88). In jedem Fall vermitteln die in der Zeichnung enthaltenen Elemente bis heute ein Bild der andinen Weltanschauung. Darin findet sich ein Konzept von Familie, in dem die Sonne und der Mond sowie der Morgen- und der Abendstern Teile unserer familiären Beziehungen bilden. Dasselbe gilt für Illapa (den Blitz), Chakana (das Andenkreuz), Mama Pacha (Zeit und Raum/ Mutter Erde) und andere Elemente. Das spanische Konzept des buen vivir basiert auf dem suma qamaña im Aymara, dem guten (Zusammen-)Leben in und mit der Erde. Das indigene Konzept stammt aus der Zeit vor der spanischen Invasion und drückt sich in Ritualen, Zeichnungen und anderen imaginären Formen aus. In der Schöpfungsgeschichte der Andenmenschen heißt es, dass wir Teil der Erde sind, weil diese uns hervorgebracht hat. Achachila, im Aymara die rituelle Bezeichnung für die Berge, und die Erde (Pachamama) sind unsere Vorfahren, mit denen wir in bestimmten Momenten sprechen und ihnen unser Glück und unsere Sorgen anvertrauen können, die wir in respektvollen Ritualen berühren können und denen wir uns täglich in der Saat und Ernte unserer Produkte verbunden fühlen. Deswegen verstehen wir Pachamama als Mutter, die uns mit den Mitteln zum Leben versorgt. Der Andenmensch ist kein isoliertes Wesen, das Leben spielt sich in der Gemeinschaft ab. In der ayllu (Quechua für Familie, Großfamilie, Dorfgemeinschaft) nehmen alle Beziehungen ihren Anfang, ganz gleich ob es um Arbeit, Feste oder Rituale geht. Wenn Mais geerntet wird, hilft die ganze Gemeinschaft, die Arbeit ist verquickt mit Spielen, Lachen und Wettkämpfen. Die Arbeit wird an einem Tag erledigt und am Ende ist der Gastgeber für Tanz, Essen und Trinken verantwortlich. Im Juni findet ein gemeinschaftlicher Tanz statt, mit dem der Frost angelockt werden soll. Das ist nötig, um die Lebensmittel zu konservieren; auf diese Weise lässt sich die Kartoffel in eine ch’uñu (dehydrierte Kartoffel) verwandeln, die jahrelang gelagert werden kann. Das Leben gestaltet sich im alltäglichen Miteinander in der Gemeinschaft und alle Familien sind darin einbezogen.

PHILOSOPHIE DES SUMA QAMAÑA DER AYMARA

Wenn in einer Gemeinschaft ein Paar zusammenzieht (jaqi), sind die ersten Ratschläge der Eltern und Ältesten seiner Gemeinschaft: »Lebt gut zusammen (Sum quamaxäta), ich will nichts hören. Sprecht nicht mit den Leuten.« Paarkonflikte sollen vermieden werden. Das Erzeugen von Konflikten in einer Paarbeziehung geht im Allgemeinen über den einen oder anderen Teil der Familie hinaus und gelangt von dort mit einer schlechten Konnotation in die ayllu. Ein Konflikt erzeugt nichts Nützliches, sondern zerstört, was eigentlich aufgebaut werden soll. In der Paarbeziehung müssen die Jungen ihren Teil dazu leisten, dass die neue Familie auf soliden Grundfesten steht. Eine andere Verwendung des Begriffs: Die Respektspersonen – Männer und Frauen – der Gemeinschaft werden als Eltern der Gemeinschaft betrachtet (awki und tayka). Ihnen obliegt es, über das Wohlergehen der Gemeinschaft zu wachen. In der Obhut der neuen Obrigkeiten, die ein Jahr lang walten, liegen die Kinder und die Gemeinschaft, sowohl um über eine gute Produktion zu wachen als auch familiäre Konflikte zu vermeiden. Sie sind wie jenes neue Paar, das sich nach seiner ehelichen Vereinigung darum kümmert. Sie müssen sich in dem Jahr ihrer Amtszeit um ein gutes Zusammenleben ihrer Gemeinschaft bemühen.

UNTERSCHIEDLICHE FORMEN DES SUMA QAMAÑA

Die ursprüngliche Auffassung der Aymara vom Leben ist bis heute erhalten. Allerdings hat sich ihr charakteristisches Weltbild seit Ankunft der Spanier verändert. Die Kirche und christliche Sekten sehen bis heute in dieser Wahrnehmung und Verbindung mit der Natur einen Mangel an Wissen und Kultur. Daher wurden Opfergaben und rituelle Zeremonien zu Ehren der uywiris und der Pachamama heimlich durchgeführt, vor allem in den städtischen Ballungszentren von La Paz, Oruro, Potosí und Cochabamba – Orte, an denen man nie aufgehört hat, die rituellen Zeremonien in den Familien zu praktizieren. Der bolivianische Außenminister (und Kanzler) Choquehuanca hat erstmalig das Leben und die Natur zum Dreh- und Angelpunkt der Politik gemacht. Der Vorschlag umfasst 25 Grundsätze des guten Zusammenlebens: dem Leben größte Bedeutung einräumen, durch Einigkeit zur Einigung kommen, die Unterschiede/Unterschiedlichkeiten anerkennen, in Ausgeglichenheit mit der Natur leben, die eigene Identität stärken, kosmischen Rechten größere Bedeutung einräumen, essen, trinken, tanzen, arbeiten, miteinander kommunizieren können, die Landwirtschaft wieder eingliedern, den Abya Yala (präkolumbianischer Name für den amerikanischen Kontinent) zurückerobern, soziale Kontrolle, in gegenseitiger Dankbarkeit arbeiten, weder stehlen noch lügen, die Ressourcen zurückgewinnen, die Saat schützen, Souveränität ausüben, sich das Wasser zunutze machen, den Älteren zuhören und Respekt vor den Frauen zeigen, schließlich: gut, aber nicht besser leben. Diese Grundsätze könnten das Konzept des suma qamaña erweitern, so Choquehuanca, solange unsere Geschichte, unsere Musik, unsere Kleidung, unsere Kultur, unsere Sprache und unsere Naturvorkommen gewürdigt werden. Eine wichtige Aufgabe wird sein, sie ins Bildungssystem zu überführen. Doch wir sehen auch, dass die Erwerbstätigen, die Gewerkschaften dem suma qamaña keine Bedeutung beimessen, bzw. wenn überhaupt, sich mit der Auslegung der wörtlichen Bedeutung begnügen. Sie geben sich mit der einfachen Konnotation des Begriffs zufrieden, also »gut zu leben«, und bemühen sich nicht um die wahre Bedeutung.

ANWENDUNG DES SUMA QAMAÑA

Wir sind weder Teil der gegenwärtigen Regierung oder ihrer Gremien noch streben wir das an. Dennoch ist suma qamaña von den unterschiedlichen Ministerien der Regierung übernommen worden. Ein Beispiel ist der von Wirtschaftsminister Luís Arce Catacora vorgelegte Bericht, nach dem die Politik seines Ministeriums Bezug auf das gute (Zusammen-)Leben genommen hat. Nach den blutigen Auseinandersetzungen und dem zähen Kampf, den die indigenen Bewegungen über viele Jahrzehnte hinweg geführt haben, ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die alten Machtstrukturen zu stürzen – insbesondere seit Evo Morales’ Übernahme des Präsidentenamtes im Jahr 2005. Nur die alte Oligarchie leistet weiterhin Widerstand. Trotzdem ist sie aus ihren traditionellen Machtstrukturen vertrieben worden. Als Teil der Gemeinschaft hat Präsident Evo Morales die Erfahrung und das Wissen der indigenen Urvölker aufgegriffen. Er verbreitete das Konzept des suma qamaña als Alternative, um das weltweite Debakel durch das wachstumsorientierte Wirtschaften und den Kapitalismus zu lösen (vgl. dazu auch luxemburg 1 2010, 76ff, Anm. d. Red). Die Herrscher der Vergangenheit, in ihrer Mehrheit Vertreter des internen und externen Kolonialismus, haben sich riesige Flächen des Gemeindelandes angeeignet, ebenso wie die Naturschätze auf und unter der Erde. Damit haben sie ungeheure Reichtümer auf Kosten der Indígenas angehäuft – ohne das suma qamaña zu würdigen. Heute, zu einem Zeitpunkt, als Pachamama ermattet, gewinnt das Konzept an Wert und Bedeutung. Alternativen und neue Formen werden gesucht, um zu produzieren, konsumieren und das Leben zu organisieren. Die zuvor allseits gerühmten Konzepte von Entwicklung und Fortschritt sind in eine tiefe Krise geraten. Für manche drückt sich das gute (Zusammen-)Leben darin aus, Politik zu betreiben, die keinen Raubbau an der Natur, an der Pachamama, betreibt. Aber kann die Bedeutung von Pachamama verstanden werden ohne den Kontakt zur Erde? Die Menschen, die versuchen, direkten Kontakt mit der Erde zu vermeiden, sie nicht auf ihrer Haut, in ihren Händen gespürt haben und in staubfreien Büros sitzen und nicht mit Schmutz belästigt werden wollen, wissen und spüren sie überhaupt, was die Mutter Erde ist? Sind das Lippenbekenntnisse, eine Modeerscheinung? Um von Pachamama zu reden, muss man ihren Geschmack und Geruch kennen, um sie so wertschätzen zu können wie die Indígenas, die den Boden bestellen.

DIE BOLIVIANISCHE VERFASSUNG UND DAS SUMA QAMAÑA

Es war ein zäher Kampf bis die neue Verfassung (CPE) ratifiziert werden konnte. Die Vereinten Nationen haben ihren Text gelobt, ebenso wie die Idee, den Tag der Erde zum Internationalen Tag der Mutter Erde zu erklären. Die internationalen Mitgliedstaaten der UN-Generalversammlung befürworteten die Erklärung des bolivianischen Präsidenten, dass die Menschen sich nicht benehmen sollten, als gehöre die Erde ihnen, sondern anerkennen müssten, dass der Mensch zur Erde gehört. Im neuen Gesellschaftsvertrag (CPEPB) kommt suma qamaña folgendermaßen vor: 1 | Der Staat übernimmt und fördert als ethisch-moralische Prinzipien der pluralen Gesellschaft: Ama qhilla, ama llulla, ama suwa (faulenze nicht, lüge nicht, stehle nicht). Suma qamaña (gut leben), Ñandereko (Guaraní: unsere Form des harmonischen Lebens), teko kavi (gutes Leben). Ivi maraei (Land ohne Übel) und qhapaj ñan (edler Weg oder edles Leben). 2 | Der Staat stützt sich auf die Werte von Einheit, Gleichheit, Integration, Würde, Freiheit, Solidarität, Gegenseitigkeit, Respekt, wechselseitige Ergänzung, Harmonie, Transparenz, Gleichgewicht, Chancengleichheit, soziale Teilhabe, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Gemeinwohl, Verantwortung, soziale Gerechtigkeit, (Um-)Verteilung der Sozialprodukte und -güter, um gut zu leben (Artikel 8; vgl. den Beitrag von Ernst/Radhuber in luxemburg 2/2009). Die Suche nach dem suma qamaña wird zum allgemeinen Anliegen gemacht. Doch, wie Xavier Albó sagte, um dies richtig aus zulegen, muss man lernen, es mit interkultureller Offenheit und interdisziplinären Augen zu lesen

DAS SUMA QAMAÑA IN DER REGIERUNGSPOLITIK

Wir haben staatliche Initiativen, die eine Umverteilung des staatlichen Reichtums bewirken sollen: den »Bonus der Würde« (Rente), erhalten Personen über 60 Jahre. Der Bonus »Madre Niño-Niña« (Kindergeld) kommt Müttern zugute, die bisher keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten. Der Bonus »Juancito Pinto« für Schulkinder bis zur achten Klasse soll dazu beitragen, die hohe Quote der Schulabbrecher zu senken. Ebenso das Schulfrühstück, das zuvor ein Privileg der Innenstadtgebiete war und nun auch in entlegenen Gemeinden verteilt wird. Das Programm Mi primer empleo digno (Meine erste würdige Arbeit), das sozial schlecht gestellten Jugendlichen eine Fachausbildung ermöglicht. Dies hat Präsident Evo Morales großen Respekt eingebracht, viele betrachten ihn als Vater aller Enteigneten.

PERSPEKTIVEN DES SUMA QAMAÑA

Den Worten Taten folgen zu lassen wird erschwert durch fünf Jahrhunderte Kolonialismus. Kollektive Formen des Landbesitzes und sozialer Organisation wurden durch die spanische Invasion schwer beschädigt, in manchen Fällen zugunsten von Privatinteressen angeeignet. Dadurch sind die Kollektivformen verfälscht oder mit anderem Inhalt ausgestattet worden. Das Gemeindeland der ayllus wurde zerstückelt und verteilt, die aynuqas an der Küste, die Täler und die yungas in Großgrundbesitz umgewandelt. Die Gutsbesitzer richteten sich in den reichsten und fruchtbarsten Gebieten ein, in den Tälern von Cochabamba, Potosí, Chuquisaca, La Paz und anderen Regionen. Die Indígenas wurden als Arbeitstiere betrachtet und vielfach systematisch ermordet. Auch die Schule verwandelte sich in ein Werkzeug zur Auflösung der althergebrachten Organisation der ayllus, weil dort das Wissen aus Sicht der kolonialen Lehrer erteilt wurde. Die »indigene Rasse« bedürfe keiner höheren Bildung, nur einer Grundschule, die ihr gestattete, die grundlegenden Kenntnisse über die Gesamtkultur des Landes und des »zivilisierten Lebens« (Choque Canqui 1992, 19) zu erlangen. Unterrichtet wurden Lesen und Schreiben des Spanischen, nationale Geschichte, Religion, Malen und Werken. Die indigene »Bildung« und obligatorische Hispanisierung (1900-1950) führte zuweilen dazu, dass Landbesitzer, Nachbarn und Obrigkeiten der Bevölkerung ihre Nachnamen wie eine Ware anboten. Die pongos, die Leibeigenen, mussten sie mit unentgeltlicher Arbeit verdienen. Dies führte im Gegenzug in den 1960er und 1970er Jahren bei den Indígenas zu einer massiven Übersetzung und Hispanisierung ihrer indigenen Nachnamen. Viele von ihnen verleugneten ihre Kultur, ihre Muttersprache ebenso wie ihre indigene Herkunft, Hautfarbe und ihre Eltern. Die soziale und kulturelle Aberkennung und Abwertung ihrer Identität hatte sich vertieft. Die Lehrer aus der Zeit von 1935 bis 1960 waren Mestizen und hinterließen dieses Amt den Kindern der Gemeindemitglieder, die an den Normales Rurales von Warisata, Santiago de Wata (La Paz), Cara Collo (Oruro) und anderen solcher Institutionen zu studieren begannen, wo sie lernten, auf Spanisch zu unterrichten. Wenn die neuen Lehrer diese Lehrerseminare verließen, hörten sie auf, ihre Muttersprache zu sprechen. Die Enteignung der Sprache ist so weit gegangen, dass es nur noch wenige Gemeinden gibt, in denen monolinguale Aymara und Quechua leben. Die Jungen sind bilingual und die Kinder ziehen das Spanische vor, um mit ihren Großeltern zu kommunizieren. Die intellektuellen Aymara, Quechua, Guaraní und andere Indígenas haben – Beute des internen Kolonialismus – seit ihrem Besuch der hispanisierenden Schule aufgehört, in ihrer Muttersprache zu denken. Sie ziehen das Spanische vor, um ihre Kultur neu zu schaffen und zu rekonstruieren. Die Neubildung der indigenen Nation bedeutet die Wiederherstellung charakteristischer Elemente der andinen Kultur. Im Fall der Aymara bedeutet das den Wiederaufbau ihrer Mutter- und Primärinstitutionen wie der ayllu und die Wiedereinsetzung ihrer Autoritäten. Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Ein paar dahin geworfene Slogans reichen nicht aus, um auf die globale Krise und den möglichen Kollaps westlicher Entwicklungsmodelle zu reagieren, um den Planeten und die Menschheit zu retten. Das ist ein langwieriger Prozess, auf den wir uns vorbereiten müssen und für den wir in der Lage sein sollten, Verantwortung zu übernehmen und ihn voranzutreiben.Das Konzept des suma qamaña beinhaltet also eine familiär-kollektive Dimension. Das Konzept ist in Mode gekommen. Damit wird es anfällig für Verzerrungen, vor allem von Seiten derer, die politische oder religiöse Ziele damit verfolgen.

DIE WÜRDIGUNG DER INDIGENEN VÖLKER

Wir haben einen Präsidenten, der Indígena, Aymara und Cocalero ist, einer von uns. Wie die große Mehrheit derer, die dieses Bolivien genannte Land bewohnen, hatte er unter Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung zu leiden. Das macht uns stolz auf unsere kulturelle Herkunft und Sprache. Heutzutage lassen sich die Frauen und Männer der Aymara in vielen öffentlichen und privaten Räumen nicht länger schlecht behandeln oder übergehen. Auf dem Markt von El Tejar in La Paz sprach im März 2010 eine ältere Frau in Begleitung eines Herrn, die beide offenbar aus der Zona Sur stammten, eine Obstverkäuferin in despektierlichem Ton als »chola« an. Die Antwort, die nicht lange auf sich warten ließ, lautete: »Hier sind wir alle ›cholas‹, wenn Sie keine sind, haben Sie hier nichts verloren.« Soziale und kulturelle Abwertungen und Diskriminierungen der Aymara, Quechua, Guaraní sind nicht länger gestattet. Manche Personen, die sich selbst als Teil der gehobenen Gesellschaft von La Paz betrachten und mit einem gewissen Stolz erklären, sie seien »Mestizen«, sind empört, dass »diese Indios das Haupt erhoben haben, jetzt kann man ihnen gar nichts mehr sagen«. Laut der Volkszählung von 2001 gehören 62 Prozent der Bevölkerung zur originären indigenen Bauerngemeinschaft. Sie fühlen sich nicht mehr unterlegen, als Arbeitstiere ohne Rechte, ohne Identität, ohne historische und politische Werte oder ohne Seele, wie es in der Vergangenheit die liberalen und neoliberalen Regierungen des Kolonialsystems Glauben machen wollten. Inzwischen haben sie erkannt, dass ihre sozialen und wirtschaftlichen Organisationsformen etwas wert sind, und haben gelernt, dass ihre Stimme zählt und Gewicht hat. Das zeigt sich auch daran, dass sich bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2009 viele Menschen, vor allem Frauen, in das biometrische Wählerregister des Nationalen Wahlgerichts (CNE) eintragen ließen, obwohl viele Frauen gar nicht lesen können und sich andere Mittel und Wege suchen mussten, um an die nötige Information zu kommen, zum Beispiel indem sie anderen einen Boliviano dafür bezahlten.Dies ist auch eine Form, die eigenen Rechte als Staatsbürger durchzusetzen. Die Menschen sind sich bewusst geworden, dass nicht immer die gleichen Opportunisten an der Regierung sein müssen – die daran gewöhnt waren, auf Kosten der Politik zu leben, und weder Bolivien noch seine Menschen geliebt oder geschätzt haben. Für die indigenen Bauern und Bäuerinnen, die Tag für Tag von früh morgens bis tief in die Nacht für das Leben kämpfen, bedeutet die Tatsache, dass Evo Morales Ayma Präsident ist, die Würdigung der indigenen Völker Boliviens. Aus dem bolivianischen Spanisch von Birgit Kobolske  

LITERATUR

Arnold, Denise Y., Domingo A., u. Yapita Jiménez und Juan de Dios, 1992: Hacia un orden andino de las cosas, La Paz Ders. und Juan de Dios Yapita, 1992: Madre melliza y sus crías, La Paz Carrasco, Tania, Diego Iturralde und Jorge Uquillas (Hg), 2006: Doce Experiencias de desarrollo indígena en América Latina, La Paz