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Zum ersten Mal seit vielen Jahren scheint es eine aufgerissene Situation bei vielen Menschen zu geben. Die Erwartung an eine Orientierung, wie man heute diese verrückte Welt interpretiert, ist so grundlegend und so groß wie in den letzten 20 Jahren nicht. Und ich glaube, das bezieht sich nicht auf linke Gruppierungen.
Wie gehen wir mit diesem Umbruch hin zu marktwirtschaftlichen Praktiken um, die uns aufgezwungen werden und die wir ablehnen, weil er den Interessen der Nutzer widerspricht? Die Gewerkschaften, in erster Linie die Postgewerkschaft SUD PTT und der Gewerkschaftsbund CGT, haben erfolgreich gegen Privatisierung mobilisiert, doch sie haben nicht wirklich begriffen, wie der Wandel erlebt wird: im Fall der Post die Erfahrungen der Schalterbeamten, die die Arbeit nicht mehr als »eigene« empfinden, sondern als die eines »Privaten«, der nicht ganz saubere Verkaufsmethoden anwendet. Müssten die Gewerkschaften nicht auf diese Veränderungen der Arbeitswelt reagieren, die so sehr die psychologische und ethische Identität der Mitarbeiter beeinträchtigen?
Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann Francis Picabia Die kapitalistisch-bürgerlich-demokratische Gesellschaft befindet sich in einer Krise, die alle Teilsysteme erfasst, wenn auch ungleichzeitig. Krisen sind »historische Momente höchster Unsicherheit«, ihr Ausgang ist nicht vorhersehbar, auf sie kann »reaktionär, konservativ, progressiv oder transformatorisch reagiert werden« (IfG 2009, 9).

Editorial: Rückkehr der Kämpfe

Die Bearbeitung der Krise führt in bleierne Zeiten: globale Kürzungen zu Lasten der Beschäftigten und Armen, des Öffentlichen, der Wohlfahrtsstaaten, zu Gunsten der Unternehmen und der Reichen. »Austerität« ist der Deckbegriff der Stunde. Was schlicht Spar-, besser: Kürzungspolitik bedeutet (»austerity-politics«), wird demokratischer Entscheidung entzogen. Die politischen Programme erscheinen als Sachzwang oder werden kurzer Hand oktroyiert (»Treuhand für Griechenland«, Jean-Claude Juncker).
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Die Linke: Ungenutzte Potenziale

Die ersten Wahlergebnisse im Jahr 2011 deuten darauf hin, dass die Aufstiegsphase der Partei Die Linke vorbei ist. Die Konsolidierung in der Krisenzeit seit 2008/9 hat sich in keine neue Dynamik umgesetzt. Wie ist das zu erklären?
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Freefight – Kämpfe ohne Regeln

Glaubt man den Boulevard-Medien, sind die Gladiatoren-Kämpfe in all ihrer Brutalität zurückgekehrt. In den Hallen werden Käfige aufgestellt, in denen muskulöse Sportler versuchen, ihre Gegner mit (nahezu) allen Mitteln körperlicher Gewalt in die Bewusstlosigkeit oder Bewegungsunfähigkeit zu befördern. Dabei scheint alles erlaubt zu sein, und je brutaler der Kampf, desto größer der Jubel im stetig wachsenden Publikum. Diverse Städte haben diese Kämpfe schon verboten und Eurosport hat sie mittlerweile aus dem Programm genommen.
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Aufstände, ­Revolution und Demokratie ­­in Afrika

Wo liegen die Wurzeln der Aufstände? Hinter den allgemeinen Slogans stehen die Erfahrungen der letzten 30 Jahre, in denen die Errungenschaften der antikolonialen Kämpfe zurückgenommen worden sind: Gesundheitsversorgung, Bildung, Sozialversicherungen, Unterstützung der Kleinbauern. Stattdessen wurden die Ökonomien geöffnet für die Ausbeutung durch die Oligarchien und großen Unternehmen. Die internationale Hilfe hat öffentliche Gelder genutzt, um Privatisierungen zu subventionieren.
»Die Schweiz ist eine friedliche, prosperierende und stabile moderne Marktwirtschaft mit tiefer Arbeitslosigkeit, hoch qualifizierten Arbeitskräften und einem der größten Pro-KopfBruttoinlandsprodukte weltweit.« So stellt das Online-Factbook des US-amerikanischen Geheimdienstes die Schweiz vor (CIA 2010). Und die Weltbank hält die Schweiz sogar für das reichste Land der Welt, wenn der hohe Bildungsstand und die relativ gut erhaltene Umwelt mit berücksichtigt werden. Doch der Reichtum ist einseitig verteilt.
Im Februar und März 2011 erlebte der US-Bundesstaat Wisconsin die größten und nachhaltigsten politischen Proteste seiner Geschichte. Während dieser Proteste wurde der Regierungssitz in Madison von tausenden Menschen für eine Dauer von 17 Tagen besetzt, und an den Kundgebungen außerhalb des Gebäudes nahmen zeitweise mehr als 100000 Menschen teil. Die Proteste in Wisconsin erhielten enorme Beachtung seitens der Medien, und sie rüttelten die Arbeiter in Ohio, Michigan, Indiana und Maine auf. Hier kommt die Geschichte dieser Ereignisse.
Von Mai bis Juli 2010 gab es in China mehrere Streikwellen, besonders im Automobilsektor. Hintergrund ist die seit 15 Jahren andauernde relative Abnahme der Löhne im Verhältnis zum Brutto-Inlandsprodukt. In den vergangenen zehn Jahren hat es vor allem in Südchina eine ganze Reihe spontaner Streiks gegeben. Nur selten wird über sie berichtet, so dass sie nicht in den Statistiken auftauchen. Im Jahr 2000 wurden in China 2 Millionen Autos hergestellt, 2009 waren es bereits 14 Millionen: eine gewaltige Expansion. Doch die Löhne steigen nur sehr langsam, die Arbeiter verdienen kaum ein Zehntel dessen, was amerikanische Arbeiter verdienen.
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Das Weltproletariat im Werden

In den 1970er Jahren hat sich eine gravierende globale Agrarkrise entwickelt, die als strukturelle Krise zur massiven Freisetzung von Kleinbauern im Süden des Weltsystems geführt hat. Millionen von Menschen waren davon betroffen. Sie waren betroffen von strukturellen Anpassungsprogrammen der Weltbank, von der Liberalisierung des Weltagrarhandels, von der Aufhebung der Landreformen in vielen Teilen der Welt, die zu einer Wiederherstellung des Großgrundbesitzes im Sinne des industrial farming geführt haben. Und sie waren betroffen durch den gigantischen Landraub im Prozess der Urbanisierung, der Durchsetzung riesiger Infrastrukturprogramme, Stauseeprojekte usw.