Gegen die Perspektive eines linken Gesellschaftsprojektes, das einen Bruch mit dem Kapitalismus einschließt, werden drei grundlegende Argumente angeführt.
1 | Gesellschaftliche Brüche münden in Terror und Diktaturen, weil sie nicht nur die bestehende, sondern Ordnung an sich auflösen. Zivilisatorische Schranken werden niedergerissen, archaische Triebkräfte setzen eine Spirale der Vernichtung in Gang. Revolutionen fressen ihre Kinder. Tatsächlich entsprechen Revolutionen kritischen Schwellen, in denen (auch) unkontrollierbare Dynamiken freigesetzt werden. Allerdings »ereignen« sich Revolutionen ebenso sehr, wie sie »gemacht« werden. Sie sind Ausdruck tief liegender gesellschaftlicher Veränderungen und des Willens, herrschende Verhältnisse umzustürzen.
von Frank Deppe
In den frühen 1990er Jahren triumphierten die Marktwirtschaft (und das System der individuellen Freiheit) des Westens über das System der Staatswirtschaft (und des Kollektivismus) des Ostens. Francis Fukuyama schrieb, das »Jahrhundert, das voller Vertrauen auf die westlichen liberalen Demokratien begann, ist an seinem Ende [...] wieder zu seinen Anfängen zurückgekehrt: nicht zu einem ›Ende der Ideologien‹ oder einer Konvergenz von Kapitalismus und Sozialismus, wie man geglaubt hatte, sondern zu einem klaren Triumph des wirtschaftlichen und politischen Liberalismus« (1990, 3).
Die aristotelische Politik ist die erste systematische Reflexion auf politische Verhältnisse und definiert den Menschen als politisches, staatenbildendes Lebewesen. Diese Eigenschaft teilt er mit Bienen, Ameisen und Kranichen – zum Beispiel – und unterscheidet sich damit von den unpolitischen Lebewesen. Aus der Gruppe der staatenbildenden Geschöpfe ragt der Mensch dadurch heraus, dass er, wie es heißt, ›in einem höheren Maße politisch ist‹. Dieser Umstand verdankt sich seiner Sprachbegabung.